Sendezentrale des Mitteldeutschen Rundfunks I Leipzig
1992 zogen erste Bereiche des neugegründeten Mitteldeutschen Rundfunks auf das Areal eines ehemaligen Schlachthofs im Süden Leipzigs. Auf dem Gelände der Leipziger Kantstraße waren es zunächst die denkmalgeschützten historischen Gebäude wie die alte Fleischbörse oder Beamtenwohnhäuser, die restauriert und neu genutzt wurden. Der Sendestart für das MDR FERNSEHEN und den MDR-Hörfunk im Januar 1992 konnte nur in verschiedenen, teils provisorischen Räumlichkeiten an verschiedenen Standorten Mitteldeutschlands vollzogen werden. Heute strahlt der Sender ein Fernseh- und acht Radioprogramme für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aus. Die MDR-Landesfunkhäuser in Dresden, Magdeburg und Erfurt produzieren dabei eigene regionale Hörfunkprogramme und Fernsehsendungen, durch Regionalstudios und -büros ist der MDR in seinem gesamten Sendegebiet vertreten.
Im Herbst 1997 erfolgte die Grundsteinlegung für eine neue Fernsehzentrale auf dem MDR-Gelände in der Leipziger Kantstraße. Es entstand eine der modernsten Sendezentralen Europas. Am 14. Mai 2000 wurde erstmals von hier aus gesendet, im Juli war die Einweihung der neuen MDR-Zentrale.
Das Hochhaus, das das Zentrum des neu errichteten Gebäudekomplexes bildet, umfasst ein Raumvolumen von 33.000 m³ und gliedert sich in einen Sockelbereich und neun darüberliegende Geschosse. Der Sockelbereich beherbergt das Foyer und den Produktionskomplex mit Fernsehstudios, Regien, Sendeabwicklung, Schnittplätzen, Garderoben- und Maskenräumen. Darüber befinden sich die Redaktionsetagen, in der oberste Etage ist ein großer Konferenzsaal. Die darüber liegende Plattform wird zur Installation von Satellitenantennen genutzt.
An das Hochhaus schließt sich Richtung Westen ein kammartiger Neubau an. Die flexibel gestaltbaren Räumlichkeiten werden im Wesentlichen von Verwaltung, aber auch von Redaktionen, zum Beispiel der Telemedien, genutzt. Im Untergeschoss befinden sich Archiv-, Technik- und Lagerräume sowie eine Tiefgarage.
Gebäudetechnisches Konzept
Im Vordergrund des Energiekonzepts für die Errichtung der neuen MDR-Fernsehzentrale stand die Erlangung größtmöglicher Behaglichkeit bei minimalem Investitions-, Betriebs- und Erhaltungsaufwand, sparsamstem Energieeinsatz und geringster Umweltbelastung. Dafür wurden bauphysikalische, ökologische und gebäudetechnische Aspekte ganzheitlich betrachtet. Beispielsweise erhielt das Gebäude eine Doppelfassade, welche eine natürliche Raumlüftung ermöglicht.
Um die Neubauten herum entstanden Parkanlagen mit Wasserbecken mit einem Einzelinhalt von bis zu 1.700 m³. Die effektivste Lösung zur Bewässerung der Außenanlagen war die Einspeisung mit aufbereitetem Regenwasser der Dachflächen. Hierfür wurde eine einfache Grobfilterung realisiert.
WINTER Ingenieure ermittelten die durchschnittlich zu erwartenden Regenwassermengen, deren Speicherung und Verwendungsmöglichkeiten sowie die Versickerung/ Ableitung des überschüssigen Wassers. Geplant wurde ein Hochleistungs-Dachentwässerungs-System. Das in Erdtanks und untereinander verbundenen Becken in der Tiefgarage aufgefangene Wasser kann mittels Sensortechnik und exakt geregelten Durchflussmengen für phantasievolle Gestaltungen der Wasserspiele genutzt werden. Die für die geplante und eingesetzte Sensorik notwendige Wasserqualität konnte im Betrieb nicht gewährleistet werden, die Folge waren regelmäßige Funktionsstörungen. Zwischenzeitlich wurde die Steuerung grundlegend überarbeitet
Die Bewässerung der Außenanlagen erfolgt über jeweils ein eigenes Rohrleitungssystem mit separater Druckerhöhungsanlage. Um einen gleichmäßigen Füllstand aller Speicher zu erreichen, wurden diese über kommunizierende Röhren miteinander verbunden. Zur Erhaltung und Sicherung der Wasserqualität werden die mit Schlammfang und Filter ausgestatteten Speicher kontinuierlich umgewälzt. Die realisierte Teilstromfilterung ist nur ungenügend wirksam. Effektive Maßnahmen gegen den Nährstoffeintrag durch die Dachflächenentwässerung existieren nicht, die Einflüsse der Mikrobiologie wurden nicht ausreichend betrachtet. Die Wasserzufuhr zu den entsprechenden Becken erfolgt mittels Blockkreiselpumpen, welche das Umlaufwasser aus dem Überlaufsammelbehälter entnehmen. Die Wasseraufbereitung und Filterung wird in einem separaten Kreislauf über eine eigene Schalteinheit realisiert. Auf der Druckseite ist eine Volumenstrommessung angeordnet.
Umgebaut wurde die vorhandene Halle 21 des Schlachthofes, ein nichtunterkellertes, eingeschossiges Gebäude mit begehbarem Dachraum. Aus Gründen des Denkmalschutzes blieb die vorhandene Fassade erhalten. Haustechnisch wurden in der Halle Haupttechnikzentralen wie Fernwärmeübergabestation, Netzersatzanlage, Rückkühlanlage, Kältemaschine, Hausanschlussraum für Trinkwasser und die Wasseraufbereitungsanlage eingerichtet. Genutzt wird die Halle als Garage, Wartungspunkt für die Übertragungsfahrzeuge und die MDR-eigenen Kraftfahrzeuge sowie für Personal- und Büroräume des Fuhrparks. Zur Reinigung der Pkw wurde ein mobiles, beheiztes Dampfstrahlgerät (Hochdruckreiniger) installiert. Auch die Regenwässer der Dachflächen von dieser Halle werden über einen Auffangbehälter, der gleichzeitig die Funktion eines Zwischenspeicherbeckens mit ca. 65 m³ erfüllt, gesammelt. Mittels einer Tauchpumpe und anschließendem Rohrleitungssystem werden die Dachwässer den Regenwasserspeichern im 1.UG des Neubaus zugeführt.
Fotos: ©Tremco illbruck, Köln