Neues Hans-Sachs-Haus | Gelsenkirchen
Das Bauprojekt Neues Hans-Sachs-Haus umfasste die Entkernung des 1927 entstandenen Gebäudes unter Erhaltung der denkmalgeschützten Fassaden und des 10geschossigen Turms. Der hinter den Fassaden liegende Gebäudekern wurde dabei komplett abgebrochen und im Innenbereich ein kompletter Neubau errichtet. Abgerissen wurde im Zuge dessen auch der Ergänzungsbau aus den 50er Jahren, an dessen Stelle sich nun ein „Bürgerplatz“ befindet. Von dort aus gelangt durch das Atrium in das multifunktional nutzbare Bürgerforum, in dem Veranstaltungen und Konzerte stattfinden werden. Durch den Übergang von Innen- und Außenbereich soll der Eindruck eines „offenen Hauses“ für den Bürger vermittelt werden.
Das Neue Hans-Sachs-Haus beherbergt des Weiteren das Rathaus mit Verwaltungsräumen, dem Ratssaal, Sitzungs- und Konferenzsälen sowie ein Café. Die repräsentativen Räumlichkeiten des Ober-bürgermeisters sind zum neuen Bürgerplatz hin orientiert und bieten auf einer Dachterrasse die Möglichkeit, kleinere Empfänge und Veranstaltungen durchzuführen. Das Bürgerforum, der Ratssaal und die Sitzungssäle wurden mit mobilen Trennwänden ausgestattet, so dass die Raumgröße je nach Anforderung flexibel angepasst werden kann. Zum Gebäudekomplex gehört auch ein Hotelturm, in dem sich nun ein mehrgeschossiger Ausstellungsbereich befindet.
Effizienter Einsatz von Energie
Beim neuen Hans-Sachs-Haus wurde besonderer Wert auf ein ökologisches und nachhaltiges Gesamtkonzept gelegt. Zunächst wurde der Wärmeschutz der historischen Fassaden mit einer Innendämmung verbessert.
Eine behagliche und ressourcenschonende Beheizung und Kühlung des Gebäudes wird durch die Kombination Erdwärme – Wärmepumpe – Betonkerntemperierung gewährleistet. Dafür wurden unterhalb der Bodenplatte des Kellergeschosses 36 Erdsonden eingebracht.
Die dort gewonnene Energie wird über eine Wärmepumpe und ein Flächenheizsystem zur Raumtemperierung genutzt. Ca. ¼ des Gesamtwärmebedarfs des Gebäudes können über die Geothermie gedeckt werden. Die restliche Energieleistung wird über die anliegende Fernwärme aus Kraft- Wärme-Kopplung gespeist.
Behagliche Kühlung
Ein positiver Nebeneffekt der Betonkernaktivierung ist, dass unter Umgehung der Wärmepumpe eine freie Nachtauskühlung der Bürobereiche durchgeführt werden kann. Hierbei pumpt eine Umwälz-pumpe das Wasser durch die Betondecken und führt sie anschließend über die Erdsonden, wobei sich das Wasser abkühlt und mit abgesenkter Temperatur zurück in die Betondecken gelangt.
In kritischen Räumen (Raumtemperaturüberschreitung von 26°C an mehr als 200 Stunden im Jahr) ist eine Zuschaltung der Betonkerntemperierung und damit eine Reduzierung von Raumtemperatur-spitzen möglich. Für das Bürgerforum wurde aufgrund der geplanten Nutzung als Versammlungsstätte eine Teilklimaanlage zur Be- und Entlüftung vorgesehen. Zur Einbringung der Zuluft wird der Doppelboden genutzt. Die Abluft wird im Deckenbereich über Schattenfugen gesammelt und abgeführt. Im Sommer muss die Zuluft gekühlt werden.
Die Außenluftversorgung der RLT Anlagen erfolgt durch einen unterirdisch angeordneten Luftkanal. Durch die ganzjährig relativ gleichmäßige Temperatur des Erdreichs wird ein Synergieeffekt erreicht: Im Winter erfolgt eine Vorerwärmung der Außenluft und im Sommer die Kühlung die Außenluft. Durch die teilweise parallele Führung des Fortluftkanals zum Außenluftkanal wird der Effekt der Wärmerückgewinnung noch unterstützt. Weiterhin wurde durch die Verlagerung dieser zentralen Luftkanäle in das Erdreich wertvolle Fläche im Untergeschoss gewonnen.
Photovoltaik und Tageslichtlenkungssystem
Zur Gewinnung von solarer Energie zur Stromerzeugung erhielt das Hans-Sachs-Haus eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzeptes zum effizienten Einsatz der Energien wurde ein Tageslichtlenkungssystem in Verbindung mit einer effektiven Lichtsteuerung inkl. Präsenzmeldung eingesetzt. Hierbei kommen elektronische Dimm-DALI-Vorschaltgeräte zum Einsatz, mit denen die Ausnutzung des Leuchtmittels und dessen Regelung und dadurch der Stromverbrauch optimiert werden kann.
Fotos: © WINTER