Bürogebäude | Luxemburg
Im Jahr 2000 erhielten WINTER Ingenieure den Auftrag, die Gebäudetechnik für ein neues, technisch hochwertig ausgestattetes Büro- und Geschäftsgebäude in Luxemburg zu planen und auszuführen. 2004 konnte das Haus bezogen werden und wurde zunächst durch eine international tätige Bank genutzt. Seit einigen Jahren ist die Handelskammer Luxemburg neuer Nutzer der Räumlichkeiten.
Besonderheiten der Technischen Ausrüstung
An das optische Erscheinungsbild des Gebäudes wurden hohe Ansprüche gestellt, so dass bei der Planung zu beachten war, die Technik – vor allem im Erdgeschoss – nahezu unsichtbar zu integrieren und trotzdem größtmögliche Raumgestaltung zu gewährleisten. Auf ein Staffelgeschoss sollte ebenfalls verzichtet werden, so dass die Technik komplett in den Untergeschossen installiert wurde. Anspruchsvoll war zudem die Genehmigungsplanung, Aufgrund der besonderen Genehmigungsverfahren in Luxemburg (Commodo-Incommodo-Verfahren) wurden seitens der genehmigenden Behörden spezielle Anforderungen an die Technische Gebäudeausrüstung gestellt.
Einbindung eines Eisspeichers ins Kältekonzept
Im Hinblick auf die Kältetechnik wurde ein Nasskühlturm in geschlossener Ausführung installiert, welcher die Grundkühllast mittels Freikühlung deckt. Bei höheren Außentemperaturen wird die Kühllast zuerst über eine Kältemaschine mit einem luftgekühlten Rückkühlwerk gedeckt. Steigt der Kältebedarf weiter an, wird auf zwei weitere Kältemaschinen umgeschaltet, welche von dem Nasskühlturm rückgekühlt werden. Bei weiterer Steigerung des Kältebedarfs wird die dritte Kältemaschine zugeschaltet. Die Lastspitzen werden über einen Eisspeicher gedeckt. Über Nacht wird der Eisspeicher von der Kältemaschine geladen, während der Nasskühlturm die Betondecken und die EDV-Zentrale versorgt.
Funkbussystem für Licht und Jalousien
Bei der Steuerung der Beleuchtung und der Jalousien wurde von Anfang an auf höchstmögliche Flexibilität geachtet. Als Installationssystem kam in den Büroflächen ein EIB-Bus in Verbindung mit Funk-Tastern zum Einsatz. Die Nutzung der Büroflächen ist somit jederzeit ohne großen Aufwand veränderbar. Das Funksystem arbeitet auf einem speziellen Frequenzband, welches für technische Kurzzeitanwendungen reserviert ist. Es besteht aus Sendern (Tastern), die einen einmaligen individuellen Code besitzen und Empfängern (Funkgateway), die diese Codes einlesen können.
Das Funkgateway dient zur bidirektionalen Übertragung von Befehlen zwischen EIB und dem Funk. Über Aktoren werden die entsprechenden Geräte oder Leuchten geschaltet. Die sehr flachen Funktaster (in verschiedenen optischen Ausführungen erhältlich) wurden auf Systemwände aus Glas aufgeklebt.
Löschwasser-Dekontaminierungs-System (LWDS)
Im Falle eines Brandes wird das im Gebäude anfallende Löschwasser durch ein über die Brandmeldezentrale angesteuertes, motorbetriebenes Absperrventil zu einem LWDS umgeleitet. Dieses soll verhindern, dass die bei Bränden entstehenden Schadstoffe mit dem Löschwasser in die Kanalisation gelangen. Die Dekontamination durch das LWDS erfolgt für die partikelgebundenen Schadstoffe durch Filtration und für die gelösten Schadstoffe durch Absorption an Aktivkohle. Die Dimensionierung erfolgt nach dem Wasseranfall der Sprinkleranlage für den Zeitraum von 30 Minuten für die ganze Wirkfläche.
Rekuperative Wärmerückgewinnung mit adiabater Verdunstungskühlung
Dieses System ermöglicht die Wärme- und Kälterückgewinnung in lufttechnischen Anlagen sowie die umweltfreundliche Sommerkühlung mittels Verdunstungskälte von Wasser. Durch den Doppel-Plattenwärmeaustauscher in Kreuz-Gegenstrom-Schaltung wird ein hoher Wärmerückgewinn (Temperaturwirkungsgrad über 75%) erzielt. Im Sommer sorgt die adiabate Verdunstungskühlung für eine „sanfte“ Klimatisierung des Gebäudes.
Fotos: © Michael Reisch