Deutsches Bergbaumuseum I Bochum
Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum (DBM) ist eines der meist besuchten Museen Deutschlands und eines der bedeutendsten Bergbaumuseen der Welt. Schon der Gebäudekomplex selbst nimmt unmittelbare Bezüge zum Thema Bergbau auf – von Gängen, Stollen und Rampen durchzogen wirkt das Museum wie ein großes Schnittmodell des Tagebaus. Das „Stollensystem“ verbindet die großen Ausstellungsräume, so dass sich der Besucher auf eine Art Schatzsuche begibt. 2010 erhielt der Erweiterungsbau für Sonderausstellungen vom Bund Deutscher Architekten auf der Stadtebene die „Auszeichnung guter Bauten NRW“. Das bildliche Zusammenspiel der traditionellen Mu-
seumsgebäude mit dem modernen Kubus steht für Tradition und Innovation und symbolisiert den Strukturwandel des gesamten Ruhrgebietes.
Besonderheiten der Technischen Gebäudeaustattung
„Unsichtbare“ Technik
Damit der einzigartige Eindruck der Museumsarchitektur in keiner Weise beeinträchtigt wird, bedurfte es eines ausgeklügelten TGA-Konzepts mit besonders platzsparenden Technikelementen. Für den Erweiterungsbau für Sonderaus-
stellungen, der durch Brückenkonstruktionen an das bestehende Museumsgebäude angegliedert ist, planten die WINTER Ingenieure die Umsetzung der Betonkernaktivierung mit Ortbetondeckentechnik. Dadurch wird der Einsatz von Heizkörpern in den Ausstellungsräumen überflüssig.
In die massiven Außenwände wurden sauerstoffdiffusionsdichte Kunststoffrohre eingebaut, durch die Wasser zirkuliert. Für die Erwärmung des Wassers wird dem Gebäude Fernwärme der Stadtwerke Bochum bereitgestellt. Der Betonkern wird zum Heizen und Kühlen aktiviert: Nachdem die Wände die Wärme des Wassers aufgenommen haben, speichern sie diese und geben sie zeitversetzt an den Raum wieder ab. Es kommt zu einer Phasenverschie-
bung zwischen Energieerzeugung und -abgabe. Im Sommer wird die Nachtabkühlung ausgenutzt: Während die Raumtemperatur im Gebäude sinkt, geben die Wände ihre Wärmeenergie an das Wasser ab. Die Rückkühlung des Wassers erfolgt mittels einer in der Technikzentrale aufgestellten Kältemaschine. Die Abwärme wird über einen außen aufgestellten Rückkühler abgegeben.
Durch die großflächige Nutzung der gesamten Außenwände und Zwischendecken als Übertragungs- und Speicher-
masse muss das Wasser im Heizfall geringfüger erwärmt werden als beispielsweise bei der Zentralheizung, deren Heizkörper eine deutlich kleinere Übertragungsfläche besitzen. Diese innere thermodynamisch aktive Schale sorgt für ein ganzjährig stabiles Raumklima im Ausstellungsbereich gewährleistet und bewahrt die Ausstellungsstücke vor Schädigungen durch abrupte und starke Klimaschwankungen.
Konstante Luftfeuchtigkeit für die Ausstellung
Um für die einzigartigen Exponate optimale konservatorische Raumklimabedingungen zu schaffen, wurden die Winter Ingenieure mit der Aufgabe betraut, für den gesamten Ausstellungsbereich ein Klima mit möglichst kons-
tanter relativer Luftfeuchtigkeit bei einer Akzeptanz von geringen Schwankungen der Lufttemperatur über das Jahr zu gewährleisten: Für die Sommermonate wurden für die Temperatur / relative Feuchte Sollwerte von 24 °C/ 56 % vorgesehen, für die Wintermonate 20°C / 53 %. Größere Temperaturschwankungen von 18° C im Winter und 28°C im Sommer sollten dabei zugelassen werden.
Die Ausstellungsstücke stellten aufgrund ihres Materials unterschiedliche Anforderungen an die Klimatisierung. So benötigen die Exponate im Dauerausstellungsraum „heilige Barbara“, welcher der Schutzpatronin der Bergleute gewidmet ist, eher höhere Luftfeuchtigkeitswerte als beispielsweise Objekte aus Metall in den Sonderausstel-
lungsräumen. Um die Einhaltung der individuellen Ansprüche an das Raumklima gewährleisten zu können, wurden Temperatur- und Feuchtigkeitsraumfühler in zahlreicher Form installiert. Sie überprüfen stetig den Zustand der Raumluft. Um die Sollwerte der Luftfeuchte einzuhalten, wurde eine zentrale Klimaanlage mit integrierter Zu- und Abluftfunktion installiert. Die in der Abluft enthaltene Energie wird dabei über ein Wärmerückgewinnungssystem mit einem Wirkungsgrad von 60 % zur Temperierung der Zuluft und damit zur Reduzierung des Primärenergiever-
brauchs genutzt.
Aufgrund der Hohlraumkonstruktion der Decken war es möglich, im 1. Obergeschoss Lüftungskanäle und Leerrohre für den Kabelzug in den Ortbetondecken unterzubringen. Das raumlufttechnische Gerät mit den thermodyna-
mischen Funktionen Filtern, Heizen, Kühlen, Befeuchten und Entfeuchten wurde für den Besucher ebenfalls unsichtbar in einem Depot im Erdgeschoss untergebracht.
Fotos: © Gerhard Hagen/poolima