Energieforum | Berlin

Kommunikations- und Repräsentationszentrum für Zukunftsenergien Berlin

Gegenüber des Berliner Ostbahnhofs, am Ufer der Spree wurde 2003 ein Kommunikations- und Repräsentationszentrum für Zukunftsenergien fertiggestellt. Als Bestandteil eines städtischen Entwicklungsprojekts wurde das denkmalgeschützte, fünfgeschossige Magazingebäude aus dem Jahr 1908 saniert und für eine Büro- und Gewerbenutzung modernisiert. Danach wurde an den Altbau ein Neubau angeschlossen, der aus zwei achtgeschossigen, L-förmigen Gebäuderiegeln und einem in Dachhöhe überglasten Atrium besteht. Das Atrium bildet den Mittelpunkt des Gebäudekomplexes und wird als Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche genutzt.

Projektdetails

Auftraggeber / Bauherr

Hanseatica GmbH & Co.KG

Architekten

Bothe, Richter, Teherani (Neubau), Jentsch (Altbau)

Realisierung

1999-2003

Leistungen

Technische Gesamtplanung, LPH 1-8

Bruttogeschossfläche

18.660 m²

Projektestichworte

Büro, Denkmalschutz, Konferenz

Energieeffizienz nach höchsten Standards

Im Energieforum ansässig sind Produktions- und Dienstleistungsunternehmen, Verbände, Institutionen und wissenschaftliche Einrichtungen aus dem Bereich der Energie- und Umwelttechnik. WINTER Ingenieure Berlin haben ebenfalls seit 2003 ihren Sitz im Energieforum.

Gebäudetechnisches Konzept

Das Energieforum wurde nach Niedrigstenergiestandard gebaut und verbraucht nur 30 Prozent der Heizenergie vergleichbarer Gebäude. Der Wärmebedarf des Energieforums wird durch mehrere Energiequellen gedeckt. Ein Teil der Energieversorgung übernimmt die Geothermie. Dafür wurden 196 Gründungspfähle ins Erdreich eingebracht, in denen die Funktion von Erdwärmesonden integriert ist. Die Pfähle wurden über eine elektrische Pumpenanlage mit thermisch aktivierten Betondecken verbunden und sorgen so für eine behagliche Klimatisierung des Gebäudekomplexes. Den Restwärmebedarf liefern Fernwärme- und eine Abluftwärmepumpe im Magazingebäude. Daran angebunden wurden Konvektoren im Neubau, Plattenheizkörper im Magazingebäude, eine Fußbodenheizung im Atrium sowie die Nacherhitzer der beiden Zu- und Abluftanlagen der Neubauriegel. Die Zu- und Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung sind nur im Winter in Betrieb. Um bei niedrigen Außentemperaturen eine energetisch ungünstige Fensterlüftung zu vermeiden, signalisiert eine Anzeige dem Nutzer den Betrieb der Wärmerückgewinnung. In Abhängigkeit von der Außen- und Bürotemperatur unterstützt eine automatische Nachtlüftung die Auskühlung der Speichermassen. Tagsüber werden die Büroräume über die Fenster natürlich belüftet.

Automatisch gesteuerte Lüftungsklappen im Atrium sorgen für eine stetige Frischluftzufuhr, so dass auch die an das Atrium angrenzenden Büroräume natürlich belüftet werden können. Die Belüftung des Magazingebäudes wird von der Abluftanlage und passiven Zuluftelementen im Brüstungsbereich der Fenster umgesetzt.

Alle zentralen Anlagen werden über die Gebäudeleittechnik geregelt. Dabei können die Betreiber Zeitprofile definieren und Sollwerte verändern. Sowohl die Vorlauftemperaturregelung der Heiz- und Kühlsysteme als auch die Betriebsfreigaben erfolgen zentral in Abhängigkeit des Außentemperaturmittelwertes. So wird auch die Betonkernaktivierung in Abhängigkeit der Außentemperatur über ein Zweileitersystem im Wechselbetrieb mit Heiz- oder Kühlenergie versorgt.

An der Südwest-Fassade sowie auf dem Dach wurde eine Solarstromanlage mit einer Leistung von insgesamt 55 kWp angebracht. Um die innovative Technik der solaren Kühlung zu demonstrieren, wurde hier eine DEC-Anlage zur Deckung des Kühlbedarfes der Gastronomie geplant. Sorptive Kühlungssysteme eignen sich insbesondere für eine solare Kühlung, da der zur Desorption benötigte thermische Antrieb dieser Anlagenart mit verhältnismäßig geringen Vorlauftemperaturen (ca. 70-90°C) mittels Flachkollektoren bereitgestellt werden kann. Der physikalische Mechanismus der sorptiven Kühlung beruht auf einer Kombination aus Sorptionsentfeuchtung, Befeuchtung und einer Wärmerückgewinnung zur Senkung des Energieverbrauches. Alle Bestandteile des Systems nutzen ungefährliche, ökologisch völlig unbedenkliche Materialien.

Für das Jahr 2009 wurde ein Primärenergieverbrauch von 93,2 kWh/m²a registriert. Auch die Nutzenergiekennwerte für Heizwärme und Strom wurden um knapp 20% unterschritten. Im Atrium herrscht auch während einer Schönwetterperiode ohne künstliche Belüftung und ohne Sonnenschutz ein angenehmes Klima mit Temperaturen maximal 5 Kelvin über der Außenlufttemperatur.

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